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Fragen zur Tantramassage

Frage: Wie läuft eigentlich eine Tantramassage normalerweise ab? 

Die Tantramassage ist ein Ritual mit einem klaren Beginn und einem ebenso klaren Ende. Zur Vorbereitung und um alle anstehenden Fragen oder Unklarheiten zu beseitigen, gibt es ein Vorgespräch. Es bietet der empfangenden Person die Möglichkeit, zu sagen, wie es ihr geht, wie sie sich fühlt, was sie sich in der Massage wünscht was allenfalls unerwünscht ist. Auch körperliche Beeinträchtigungen sollen im Vorgespräch benannt werden. Die massierende Person beantwortet alle Fragen und schildert nochmals den Ablauf. Das Gespräch dient dazu, auf beiden Seiten Sicherheit, Verständnis, Vertrauen und Klarheit zu schaffen. Das Vorgespräch ist wichtig: Die empfangende Person sollte wirklich sämtliche anstehenden Fragen stellen und auch schambehaftete Dinge thematisieren, wenn sie für die Massage relevant sein könnten. Das Vorgespräch findet normalerweise sitzend und bekleidet statt. 

 

Nach dem Vorgespräch ziehen sich die beteiligten Personen um, machen sich frisch und bekleiden sich mit einem Lunghi (Wickeltuch). Die Massage selbst findet auf einem Fouton am Boden statt. So haben die gebende und die empfangende Person Platz sich zu bewegen und ihren Körperimpulsen zu folgen. Zu einer professionellen Massage braucht die empfangende Person nichts mitzubringen: Lunghi, Öle, Creme, Musik, Kerzen, alles steht bereit.

 

Vor der Massage bittet die Masseurin oder der Masseur die empfangende Person um ihre Erlaubnis sie berühren zu dürfen und bedankt sich für diese Erlaubnis und das ihr entgegengebrachte Vertrauen. Die gebende Person leitet die empfangende meist an, sich zu entspannen, tief zu atmen, den Alltag abzulegen und sich auf die kommenden Berührungen zu fokussieren. Die Massage beginnt mit einem Begrüssungsritual und Coming into the Body. Zu Beginn der Massage wird meist der ganze Körper über dem Tuch berührt, begrüsst und geweckt, bevor er dann mit Öl massiert wird. Die Massage erfolgt nach den im Vorgespräch abgemachten Regeln. Natürlich kann die empfangende Person jederzeit Wünsche äussern oder das "Programm" ändern. Es soll nichts passieren, was sich für die empfangende Person nicht richtig anfühlt oder gar nicht der Absprache entspricht.

 

Tantramassagen sind die einzigen Massagen, welche den Menschen als Ganzes berühren. Die Berührungen gehen, weil sie auch die Genitalien einschliessen, sehr tief und können unterschiedlichste Empfindungen auslösen: Es darf Lust entstehen, aber auch Wut oder Trauer sind willkommen und dürfen sein. Tiefe Atmung, Bewegung und das Ausdrücken der Empfindungen helfen, die entstehende Energie zu verteilen. Gerade weil die Empfindungen sehr intensiv sein können, wollen sie verarbeitet sein. Dies passiert in einer ausgedehnten Nachruhezeit während der die empfangende Person alleine liegend, nachspüren und wieder bei sich ankommen kann. Zum Abschluss bedankt die gebende Person sich nochmals für das entgegengebrachte Vertrauen und beschliesst die Massage. Die während der Begegnung entstandene Nähe und Intimität wird dabei sehr bewusst wieder aufgelöst. 

 

Nach der Massage wird geduscht und die Beteiligten treffen sich zu einem Nachgespräch. Hier kann, wenn das so kurz nach dem Erlebnis möglich ist, auf das Erlebte eingegangen werden. 

 

Frage: Für wen sind Tantramassagen?

Einzelpersonen und Paare: Tantramassagen sind für alle erwachsenen Menschen geeignet, die sich, den eigenen Körper und die eigene Sinnlichkeit erleben möchten. Dabei spielen weder Alter noch Geschlecht eine Rolle. Tantramassagen bieten allen Menschen ein intensives Selbst-Erlebnis.

Auch Paare können durch Tantramassagen neue Ideen, neue Inspirationen und intensive Nähe erfahren.

  

Frage: Wird man bei einer Tantramassage am Penis oder an/ in der Vagina berührt?

Die Tantramassage ist eine Massage, bei der alle Körperteile gleichberechtigt sind und mit in die Massage integriert werden. Dazu gehörten auch der Penis beim Mann ("Lingam" aus dem Sanskrit, Symbol der Hindu-Gottheit Shiva und Begriff für das männliche Geschlechtsorgan) oder die äusseren und inneren Teile der Vagina ("Yoni: Sanskrit "Ursprung" Begriff für das weibliche Geschlechtsorgan). Die Berührung von Yoni und Lingam passiert nicht ohne das explizite Einverständnis der empfangenden Person.

 

Frage: Ist Tantramassage nicht einfach Ersatz für einen Bordellbesuch?

Nein, da gibt es bedeutende Unterschiede. Bei der Tantramassage geht es nicht einfach um Triebbefriedigung. Es geht darum, sich selbst in seiner Gesamtheit als Mensch und deshalb auch als sexuelles Wesen zu erfahren.

 

Frage: Gehört zur Tantramassage auch Sex?

Bei den Tantramassagen kann man zwischen Anbietern von "Roten Tantramassagen" und solchen von "Weissen Tantramassagen" unterscheiden. Im Roten Tantra kommen geschlechtliche Vereinigung, meist in Form des Maituna Rituals vor. Dabei geht es um die Nachempfindung des Schöpfungsaktes in dem Yin und Yang, Weibliches und Männliches zusammengeführt und vereint werden. Es ist ein ritualisierter Akt der geschlechtlichen Vereinigung. 

Die Anbieter weisser Tantramassage (und um solche handelt es sich bei den allermeisten Tantramassageanbietern, auch wenn das oft nicht explizit so vermerkt ist), schliessen die geschlechtliche Vereinigung oder oralern Verkehr expliziet aus. Wichtig ist, dass das was im Vorgespräch vereinbart wird, während der Massage stets eingehalten wird, selbst wenn beide während der Massage Lust auf mehr bekommen. Weil, wenn die Lust abklingt, kann es sein, dass sich einer der beiden Übergangen fühlt. Ein profesioneller Tantramasseur hat gelernt, selbst bei Erektion, seine Lust zu ignorieren und weiterziehen zu lassen. Wir sind Mitglieder des Fördervereins und Berufsverband der Tantramasseure. Schon nur deshalb schliessen wir Oralsex, Vereinigung, Massieren vom Gebenden und Küssen aus. 

 

Frage: Warum ist eine Tantramassage teurer als eine klassische Massage?

Bei einer Tantramassage braucht der Gebende mehr Zeit vor und nach der Massage. Es ist eine sehr energetisch anspruchsvolle Massage. Der Gebende gibt mehr von sich, als zum Beispiel bei einer klassischen Massage. Der oder die Tantramasseurin schaut gut zu ihrem Körper, investiert viel in die Gesundheit und in die Ausrüstung (Seile, Sexspielzeuge, Ritualtücher, Lunghis, Literatur, usw.). Ein Tantramasseur hat meistens eine Ausbildung besucht und viele schwere Prozesse überstanden. Er arbeitet auf einem Gebiet das Tubisiert ist. Er hat es im privaten Leben nicht immer einfach mit Vorurteilen und Diskriminierung. Besonders im Kanton Bern werden Tantramasseure mit Sexarbeiter gleichgestellt. Ausserdem soll die Tantramassage keine Massendienstleistung werden und sich von anderen Massagen abheben. 

 

Frage: Warum sollte ich zu einem männlichen Tantramasseur?

Ein Mann sollte zu einem männlichen Tantramasseur, weil er weiss, was dem Mann gut tut. Eine Frau ist empfindlicher im Genitalbereich als ein Mann. Sie getraut sich häufig nicht, den Mann richtig fest anzurühren. Die Tantramassage unter Männern fühlt sich häufig als "Massage unter Brüdern" an und kann sehr heilend sein. Besonders, wenn Männer Hemmungen haben, von einem gleichgeschlechtigen berührt zu werden, kann das viel Scham und Blockaden lösen. Nur wenn sich der Mann mit seiner Sexualität und die eines Mannes herausgesetzt hat, kann er zu einem guten Liebhaber werden.

 

Eine Frau sollte zu einem männlichen Tantramasseur, weil er durch die Polarität besser mit der Energie der Frau arbeiten kann. Der Mann kann mit seiner Präsenz die Frau besser in Ekstase bringen und ihren Raum halten. Wenn gewünscht, kann ihr auch das Gefühl von Dominanz und "genommen werden" gegeben werden, damit sie lernt in die Hingabe zu gehen. Silvio ist geübt in den Shibari Fesselkünste und kann sie auch fesseln. Das kann Lustvoll, aber auch sehr befreiend sein. Egal was ein Tantramasseur tut, er ist immer sehr einfühlsam, zärtlich und herzlich. Diese zwei Polaritäten und Qualitäten schätzen die Frauen immer sehr. Während der Ausbildung lernt der männliche Masseur, die weiblichen Genitalien richtig und liebevoll zu berühren. Er ist interessiert und schätzt das weibliche Wesen. Gemeinsam können sie tantrische Wellen reiten.

 

Frage: Therapie oder sexuelle Dienstleistungen?

Sexualität begleitet uns durch unser Leben: Wir alle entstehen aus einem sexuellen Akt, unser Alltag ist begleitet von sexuellen Reizen, mit denen wir auf ganz persönliche Weise umgehen. Wir alle haben eine Sexualität, die wir in vollen Zügen ausleben, ignorieren oder aber unterdrücken. Tantramasseure sind stolz auf ihre Arbeit. Eine Arbeit, die den Menschen mit all seinen Facetten akzeptiert. Dazu gehört auch die Sexualität. Tantramasseure erleben sich sehr häufig als therapeutisch arbeitend: Wenn sie z.B. mit Personen konfrontiert werden, die sexuelle Missbräuche erlebt haben und denen die achtsame, sorgfältigen und liebevollen Berührungen helfen, ihren Körper wieder neu zu entdecken und mit positiven Erlebnissen in seiner Schönheit zu erleben. Oder wenn wir an die Möglichkeiten denken, welche eine Tantramassage Männern bietet, die unter einer erektilen Dysfunktion leiden.

Und was spricht gegen eine lustvolles Wahrnehmen des eigenen Körpers, auch wenn keine Beschwerden oder Probleme vorliegen? Geniessen wir doch unser Potential und den Tempel den unser Körper bietet.

 

Frage: Hat man bei der Tantramassage einen Orgasmus?

Die Tantramassage ist ziel- und absichtslos. Im Vordergrund steht die Arbeit am Körper, dem Intimbereich und der Energiearbeit. Es ist sogar normal, dass eine Tantramassage beendet wird, ohne dass es zum Orgasmus gekommen ist. Wenn die sexuelle Energie in Fluss kommt und die höheren Chakren erreicht, können ekstatische Zustände erreicht werden, die sehr viel erfüllender und befriedigender sind, als ein Orgasmus. Die Tantramassage ist also ein Ganzkörpererlebnis, in dem nichts erfüllt, nichts erreicht werden muss. Gerade Frauen empfinden die Tantramassage, in der sie aus der traditionellen Rolle als "Gebende" herauskommen und bloss empfangen und geniessen dürfen, als sehr heilsam. Auch Männer dürfen ihre Muster ablegen und vom "machen" ins "empfangen" gelangen. Die Achtsamkeit und die Langsamkeit mit der die Massage meist ausgeführt wird, lassen die empfangende Person die Berührungen sehr intensiv erleben und ermöglichet es ihr, sich darin fallen zu lassen und sich auf eine einzigartige Weise selbst zu erleben. Als Frau, als Mann, als Mensch.

 

Frage: Ist Tantramassage eine Behandlungsmethode?

Tantramassage ist keine Therapie, sie verspricht keine Heilung. Trotzdem kann die Beschäftigung mit der eigenen Sexualität, das Hinterfragen alter Muster, heilsame Wirkung haben.

Gerade weil die Tantramassage absichts- und ziellos ist, kann manches entstehen: Längst vergessene Erlebnisse können hochkommen, ein innerer Prozess kann in Gang kommen. Das kann befreiend und heilsam sein. Die Massage empfangende Person bleibt aber selbst verantwortlich für ihr inneres Erleben während der Massage, die mit Respekt und Wertschätzung geschenkt wird.

 

Frage: Was kostet eine Tantramassage?

Der Preis für eine Tantramassage variiert von Anbieter zu Anbieter, sowie von der der Länge der Massage. Einige Anbieter unterscheiden auch Preise für männliche und weibliche Empfängerinnen. Für eine 120 minütige Massage verlangen viele AnbieterInnen in der deutschsprachigen Schweiz einen Preis zwischen Fr. 370 und Fr. 480. 

 

Frage: Was ist wenn es mir zu viel wird?

Eine professionelle Tantramassage erfolgt im vorher abgesteckten Rahmen und innerhalb der besprochenen Grenzen. Kommunikation ist also sehr wichtig. Die empfangende Person soll im Vorgespräch ihre Wünsche und vor allem ihre Grenzen äussern. Natürlich dürfen diese während der Massage auch gekürzt werden. Die gebende Person hält sich auf alle Fälle daran. Mit der Erweiterung der Grenzen während der Massage ist ein Tantramasseur sehr vorsichtig. Er hält sich lieber an die vereinbarten Grenzen, die während der Vorbesprechung vereinbart wurden. Wenn das Vertrauen da ist, können neue Gebiete zusammen entdecken können. 

 

Frage: Welcher Nutzen hat eine Tantramassage?

Obwohl uns keine systematischen Studien zum Nutzen von Tantramassagen bekannt sind, so gib es doch eine Reihe von konkreten Effekten und Erlebnissen die von Empfangenden und Gebenden Masseurinnen und Masseuren beschreiben werden und die Menschen dazu bewegen, sich mit Tantramassagen zu beschäftigen. Generell sind Tantramassagen eine wunderbare Möglichkeit für Menschen, mehr über Ihre Sexualität und ihren Körper zu lernen und neue Entdeckungen zu machen. Empfangende Personen erleben während der Massage oft ein grosses Wohlgefühl. Unabhängig davon ob eine körperlicher Höhepunkt (Orgasmus) erlebt wird oder nicht, wird der bewusste Umgang mit der eigenen sexuellen Energie als Bereicherung erlebt und erlaubt neue Formen der Befriedigung, der Entspannung, des Lernens und des Heilens. Aber auch Emotionen, die auf den ersten Blick negativ erscheinen (wie Wut, Trauer, Frustration, Schmerz) dürfen in der Tantramassage Platz haben. Sie sind oft Anzeichen von Blockaden, ungelösten Konflikten, Scham oder somatisch gespeicherte Erinnerungen, die durch die sanfte Intensität der Tantramassage aktiviert werden können.

Auch die gebende Person macht während der Massage zahlreiche Erfahrungen, die von vielen Masseurinnen und Masseuren als sehr bereichernd empfunden werden. Die Freude daran, einem anderen Menschen Wohlbehagen zu schenken, die Empfangenden auf einer Reise zu sich selbst begleiten zu dürfen, sich selbst dem meditativen Fluss der Massage hinzugeben, sich selbst als kompetent zu erleben und die eigenen Fähigkeiten weiter zu schulen sind für viele Massierende wichtige Gründe, sich dieser Tätigkeit zu widmen.

 

Frage: Ekstase, was ist das eigentlich?

Völlige Ekstase ist ein Kontrollverlust, ein Lusterleben, das über das normale Bewusstsein hinausgeht. Ein Moment, in dem du dich komplett verlierst und vollkommen fallen lässt. Du spürst, wie sich die Lust in Ihrem gesamten Körper ausbreitet und in Wellen immer intensiver wird. Dein Geist lässt sich durch nichts ablenken, du fühlst dich befreit von Sorgen, Alltagsstress, Leistungsdruck und den Erwartungen anderer. 

 

In diesem rauschenden Glücksmoment nimmst du nur dich und deinen Körper wahr, was meist mit einem explosiven Orgasmus endet, der deinen gesamten Körper von Kopf bis Fuss zum Beben bringt. Einige Frauen und Männer fangen während des intensiven Lustempfindens sogar an zu zittern.


Weitere Informationen

Mehr Informationen über Tantramassagen bekommst du beim Förderverein Tantramassage Schweiz und dem Berufsverband Tantramassage Schweiz. Wir sind Mitglied bei beiden Vereinen und arbeiten nach deren Grundsätzen.