Tantra & Shibari: Vertrauen und Hingabe durch bewusstes Fesseln
Auf den ersten Blick scheinen Tantra und Shibari zwei unterschiedliche Welten zu sein: hier der spirituelle Weg der Achtsamkeit und Ekstase – dort die erotische Kunst des Fesselns. Doch wenn wir tiefer schauen, zeigen sich erstaunliche Parallelen: Beide laden zu Präsenz, Intimität und bewusster Hingabe ein.
In der Verbindung von Tantra und Shibari entsteht ein Erfahrungsraum, in dem sich Kontrolle und Loslassen, Vertrauen und Macht, Lust und Stille auf einzigartige Weise begegnen.
Ein Ritual, das nicht nur den Körper berührt – sondern auch das Herz, das Nervensystem und die tiefe Sehnsucht nach echter Verbindung.
Was ist Shibari – und was macht es tantrisch?
Shibari (japanisch für „binden“) ist die traditionelle Kunst des erotischen Fesselns mit Seilen. Ursprünglich aus der japanischen Kriegskunst (Hojojutsu) entwickelt, wurde Shibari über Jahrhunderte verfeinert – und ist heute eine kraftvolle Ausdrucksform von Ästhetik, Vertrauen, Hingabe und Erotik.
In einem tantrischen Kontext wird Shibari nicht als Spiel mit Macht oder Kontrolle ausgeübt, sondern als achtsames Ritual der Begegnung:
-
ohne Eile
-
mit bewusster Absprache
-
in tiefer Präsenz
-
mit Fokus auf Energiefluss, Atem und Emotion
So wird das Fesseln zur Einladung: sich selbst zu spüren, loszulassen, gehalten zu werden und in tiefe innere Räume einzutauchen.
Vertrauen durch klare Rollen und Präsenz
Shibari beruht auf einem bewussten Beziehungsfeld zwischen zwei (oder mehr) Menschen:
-
die gebende Rolle (oft Rigger oder Top genannt) übernimmt Verantwortung, führt, hält den Raum
-
die empfangende Rolle (oft Model oder Bottom) lässt sich führen, fühlt, empfängt, gibt sich hin
In dieser Konstellation entsteht ein Spannungsfeld, das tiefe emotionale Prozesse aktivieren kann:
Scham, Lust, Angst, Hingabe, Trauer, Ekstase.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass das Fesseln nicht aus dem Ego, sondern aus Verbundenheit geschieht – mit dir selbst, mit deinem Gegenüber und mit einem klaren „Ja“ zu allem, was sich zeigt.
Shibari als tantrisches Ritual
Ein tantrisches Shibari-Ritual beginnt nicht mit dem Seil, sondern mit der Begegnung. Der Blick. Der Atem. Die Intention.
Elemente eines tantrischen Fesselrituals:
-
Ankommen & Abgrenzung: Raum öffnen, Bedürfnisse und Grenzen klären
-
Berührung vor dem Seil: Präsenz aufbauen, Nervensystem regulieren
-
Langsames Fesseln: Jeder Knoten wird zur Meditation, zum Gebet
-
Körper lesen: Wie reagiert der Mensch im Seil? Was wird fühlbar?
-
Energie lenken: Atemführung, Visualisierung, Vibration und Stille
-
Lösen & Nachspüren: Integration, Halten, Erdung, Nachgespräch
Tantra und Shibari berühren sich hier im Wesentlichen: Verlangsamung, Intimität, Bewusstheit.
Warum Hingabe so transformierend sein kann
Für viele Menschen ist das Erleben von Hingabe im Shibari zutiefst berührend. Der Körper wird gehalten – doch das, was sich wirklich löst, sind oft innere Blockaden:
-
der Druck, stark und kontrolliert sein zu müssen
-
die Angst, berührt zu werden
-
das Misstrauen gegenüber dem eigenen Genuss
-
alte Muster aus Sexualität oder Beziehung
Wenn Vertrauen da ist, wird Fesselung zur Befreiung:
Du musst nichts tun, nichts leisten, nichts festhalten.
Du darfst spüren, weinen, zittern, lachen, atmen. Du darfst sein.
Fazit: Fesseln als Weg in die Freiheit
Tantra und Shibari laden dich ein, dich selbst zu erfahren – jenseits von Rollen, Mustern und Worten. Sie erinnern dich daran, dass echte Freiheit dort beginnt, wo du dich ganz hingeben kannst – im Vertrauen, im Spüren, im Sein.
Ob als Paar oder in einer tantrischen Session: Die Kunst des Fesselns kann zu einem tiefen Ritual werden – sinnlich, heilsam, spirituell.
Neugierig geworden?
In Einzelsessions, Paarcoachings oder tantrischen Workshops mit Seil und Achtsamkeit begleite ich dich gerne auf deinem Weg zu mehr Körperbewusstsein, Präsenz und Hingabe – mit Respekt, Klarheit
und einer Prise Magie.